Seyd gegrüezet Bürger zu Kirchhausen,
’s ist nit zu glauben – unser allzeit beliebt und geschätzet Slozfest darf heuer nit abghalten werden! So hat mal widder ein Seuch aus Asia uns befallen, wie dies schon oft geschehen ward während des gesambten 16. Jahrhunderts und zuvor. Immer fortwährend befällt die Pestilenz die teutschen Städt und Dörfer, wo dann immer ungefährlich jeder Dritt versterbet [das wären fürs heutige Heilbronn gerechnet ca. 42.000 Tote!!!].
Dennoch will ich Euch auch itzo mitteilen, was sich seyd 1589 hat Wichtges zugetragen:
Vorigs Jahr hat nun der Habsburgische Maximilian endgültig unsern Herrn Heinrich von Bobenhausen aus seinem Ambte als Hochmeister des Teutschen Ordens vertrieben. Erzherzog Maximilian residieret im fernen Wien, wohingegen hierzulandt ich selbst bin konfrontieret mit allerley Unbill item Unruh in des Ordens Landen wegen der reformierten Religion: Es wardt ja anno 1588 der Komtur zu Heilpronn, Konrad Knipping, zu den Evangelischen übertreten und hat, als ich mit meinen Lantsknechten ward beorderet geweßt gen Hornecken zu Gundelßen, unser Sloz zu Kirchhausen in Besitz genommen und geplunderet. Als wir widrum angerücket von Bibrach her, hat Knipping die Flucht ergriffen und sich nach Heidelberg begeben, unter den Schutz des Kurfürsten. Unser Kaiser Rudolf hat derweil die Reichsacht über ihn verhänget.
Wie ichs gedacht, war der Frieden zwischen den Hugenotten und den Katholischen in Frankreich nur von kurzer Dauer. Nach Ermordung König Heinrichs III. von Valois streiten nun der Bourbone Karl mit dem Hugenotten Heinrich von Navarra um den franzosischen Thron.
Ebenso findt der nunmehr 23 Jahr wütende Krieg der Niederländer gegen Spanien kein End. Ein schröcklich Bultbad wurd bei Osnabrück im Märzen diesen Jahrs von den Spaniern unter aufständschen Bauren verübet. Beim Gefecht wurden 300 Bauren darnieder gemetzelt, die Spanischen Lantsknecht verloren derweil nur einen Mann – gelernet ist gelernet!
Zuletzt muss ich Euch noch über immer meh Vorkommnis dunkler Mächt berichten. Neben etlich Hexen, denen man den Prozess gemacht, wurd zu Bedburg gar ein Werwolf aufgegriffen, den man nach seinem Geständnisse aufs Rad geflochten und zuletzt enthauptet hat. Dafür kommet die heuer zu Munichen erfolgte Übersetzung des 1589 vom Trierer Weihbischof Peter Binsfeld im Lateinischen verfassten Hexentraktats grad recht.
So will ich hoffen, daz wir bald widder all können kommen zusammen, denn was bleibt vum Menschen ohn sin Kultur und Gesellschaft in der Gemeinschaft?
Mög der Herr Euch all bewahrn vor Krankheit, aber auch vor Armut und Einsamkeit.
Geben im fünfzehenhunderet und einundnunzigsten Jar nach der Menschwerdung des Herrn,
Nikolaus von Langfuhr zu Kirchhausen, Capitano der Schlosswache allhie.