So seyd gegrüezet ihr Bürger von Kirchhausen,
die Seuch, welch uns all so schwer bedrucket hat, ist überwunden. Dem Herrn sey gedanket, dass wir diessjahr vun Nuwem ein Fest und Jahrmarkt werden abhalten können.
Trotz der Unbill unde Not ist meine Schlosswache uf fast zween und ein halbes Dutzend an immatrikulierten Landsknechten, Tross und Volk angewachsen. Seyd der Anmusterung zur Kerwe im vergangnen Jahre sind wir verstärket mit eigner Ackeley von mehreren Stücken, auf daz wir daz Schloss und Dorf im Ernstfalle forthin mit Kanonen verteidgen können. Gemeinsam mit unsren Bundesgenossen von der Sulzfelder Burgwehr, stellen wir ein herrlich Truppen, wie sie letztjährig bei Wimpfen im Feldlager zu sehen ward.
Der Krieg will kein End nehmen! Zum achten Male schon geht es wider die Hugenotten. Die katholischen Franzosen sind Willens mit Habsburgs Hilf ihren König Heinrich, von Navarra genennet, einen Calvinistischen, vom Throne zu verjagen. Im Decembris letzten Jahrs ist jedoch der habsburgisch Befehlshaber Alessandro Farnese, Herzog von Parma und Stathalter der habsburg’schen Niederlande gestorben – ein gar schwerer Verlust für die Katholischen. Der Hugenotte Heinrich zieht nun wieder gegen Paris, so mich dünket, daz der Frieden uff sich wird warten lassen.
Und diz nit nur im Westen. Die Flüchtlinge, welch vum Osman’schen Reich her kommen sint, unde uff habsburg’schem Lant ansässig worden – genennet Uskoken – sint in bösen Händel mit den Türken verfallen. Sultan Murad III. hat geschicket den Koca Sinan Pascha, welcher im Frühjar mit Heeresmacht in Croatia ist eingefallen. Unser erwürd’ger Kaiser Rudolfus secundus hat den Contractus zum Frieden von 1547 aufgekündiget un hebet itzo Truppen aus – s‘ wird wol auch ein langer Krieg draus werden.
In Rom sint anno 1591 gleich zween Päpst verstorben. Seyd letztem Jar herrschet Clemens VIII. im Vatikan. Er hat heuer im Februaris die Juden aus dem Kirchenstaat vertrieben. Sine röm’schen Juden hat er aber gelassen – sint guot fur die Geschäfte!
Zuletzt will ich Euch noch Botschaft zu einer erfreulicheren Causa verkünden. Der Kurfürst am Rheine hat in seiner Residenz zu Heidelberg ein Weinfass buwen lassen, in daz ungefährlich 72 württhemberg’sche Fuder (1 württ. Fuder sind ca. 1.760 Liter) Wein passen sollen.
Soll er’s uns zum Schlossfeste doch vorbei bringen, auf daz wir es ihm leeren.
Daruff wünsch ich Euch ein gar lustig Feyern und Zechen im Julay. Ein dreyfach donnernd „Al fol“ uff bessere Zeiten, Frieden unde Wolbefinden, Euch allen.
Geben im fünfzehenhunderet und dreyundnüenzigsten Jar, drey dag nach Perpetua und Felicitas,
Nikolaus von Langfuhr zu Kirchhausen, Hauptmann der Schlosswache allhie.