Seyd gegrüezet Volk von Kirchhausen,
s‘ ist wieder so weit, daz unser all zween Jahr stattfindent Fest und Markt vor der Türen stehet. Seit 1585 hat sich so allerley zutragen:
19 Jahr tobt nun schon der Krieg zwischen den uffgestandenen Niederländern und Spanien und kein End ist in Sicht.
Der Franzosenkönig Heinrich hat noch im Juli 1585 die Freyheiten der Hugenotten widder ufgehoben. Jetzt hauen die Katholischen und Protestantischen dort wieder ufeinander eyn.
Im Februar diesen Jahrs haben sie der Schott’schen Königin Maria aus dem Hause Stuart den Kopf zwischen die Füß geleget. Sie soll sich wider der Englischen Königin Liesbeth verschworn haben.
Dies impertinent Inselvölklin wird ohnehin immer frecher. So ist heuer im April der Lieblingspirat der Liesbeth, Franz Drake, direkt mit synen Schiffen in den Hafen von Cadiz eing’fallen und hat viel Schaden unter der Span’schen Armada ang’richt. Die lag dort, um Engeland anzugreifen, was nun zunächst warten muss. Man sagt Drake habe dem spanischen König Philipp „den Bart versengt“
Wie sich vor zween Jahrn bereits hat abzeichnet, ist Papst Gregor XIII. noch 1585 verblichen. Jetzt weht unter Sixtus V. ein gar rauher Wind von Rom her. Sittenwidrigkeit und Wahrsagerei sind worden unter Straf verboten.
Am Rhein kämpfen sie immer noch um den protestantisch wordenen Erzbischof von Köln und der Kaiser Rudolf II. im fernen Prag rührt sich nit.
Am Main haben in Frankfurt anno 1585 die Kaufleut eine Börse gegründet.
Um Hochmeister Heinrich von Bobenhausen stehts nit gut. Er wird immer meh von Erzherzog Maximilian kontrollieret, seinem Koadjutor. Der gebietet jetzt, wie’s im Teutschen Orden zu laufen hat.
Zuletzt wüsch ich Euch allen ein heiter und gar lustig Schlossfest. Besucht mich mit meinen Leuten im Hof, auf daz wir anstoßen mögen unsre Becher uf besser Zeiten, die da mögen kommen, so Gott unser Herr es will.
Geben anno 1587,
Nikolaus von Langfuhr zu Kirchhausen, Capitano der Schlosswachen allhie