Seyd gegrüezet Volk von Kirchhausen,
nun sind schon vergangen drei Jahr, dass ich berufen ward vom Herrn des Teutschen Ordens, Heinrich von Bobenhausen, gesessen zu Bad Mergentheim, zur Bewachung des im Jahre des Herrn 1580 fertiggestellten Schlosses eine Mannschaft aufzustellen. Ich hab seither fünf stattlich Landsknecht und einen Schmied immatrikulieret in meine Soldlist, sind ein Fähnrich, ein Feldweibel, ein Trommler, ein Doppelsöldner und einer, der den einfachen Sold erhält.
Lasst mich Euch darumb kurz berichten, was sich seit dem letzten Jahrmarkt, den man nennet das Slossfest, anno 1581 zugegtragen hat:
So hat anno 1582 der Heilge Vater in Rom Pabst Gregorius XIII. ein Änderung im Kalender vollbracht, dass die Tagundnachtgleiche wieder auf den 21. des März fallet. Dazu mussten im Monat Octobris alle Tag vom 5. bis zum 14. ausfallen. Die Evangelischen wollens aber lieber mit dem alten Kalender halten.
Im Krieg gegen die Niederlande gewinnen die Spanier immer mehr an Boden. Haben einen neuen Statthalter der Habsburgschen Niederlande, den Alexander Farnese, ders den Abtrünnigen kräftig gebet. Fast hat ein Attentäter deren Führer, den Wilhelm von Oranien erwischet, welcher aber schwer verletzt durchkommen ist.
Heuer haben sie in Engeland ein Verschwörung gegen die Königin Elsbeth aufdecket, die sollte die Schottenkönigin Maria aus dem Hause Stuart auf den Thron bringen. Die Englischen haben jetzt auch noch eine Kolonie in der neuen Welt genommen, Neufundland genannt. Wollens wohl den Portugiesen und Spaniern gleichtun. Ob das verrückte Inselvölklein das schaffet, kann ich nur das Haupte drüber schütteln.
Hat sich auch hierzuland ein Possen ereignet. Der Kölner Erzbischof Gebhard von Waldburg hat am 2. Februaris geehelicht die Gräfin Agnes von Mansveld. Ist vorher dem neuen Glauben beitreten. Der Heilige Vater hat ihn dann am 1. April, was aber kein Scherz ist, exkommunizieret. Die Bayern und Spanier sind gleich ins Feld gezogen gegen den Kölner und seinen Verbündeten, den Kurfürst von der Pfalz in Heidelberg.
Meine Männer murren, weil sie lang schon kein Sold mehr haben bekommen, so auch ich. Wollen fortziehn und einen besseren Soldherrn suchen. Arbeit gäbs genug, wie Ihr habt vernommen, im Rheinischen oder bei den Welschen in Flandern. Die Zukunft wirds zeigen.
Lang lebe Kaiser Rudolfus secundus.
Geben am vierzehnten des Mai anno 1583.
Nikolaus zu Kirchhausen, Kapitän der Schlosswache